Wenn eine Bildstelle nicht und nicht gelingen will, wenn man merkt, dass man jetzt sofort die Lösung haben muss ‒ Pinsel weglegen, Pause machen. Durchatmen. An einer anderen Stelle im Bild weiterarbeiten.
Meistens geht die Rumpelstilzchenphase dann schneller vorbei und vor allem: Man malt die Stelle nicht „tot“. Oft liegt der Fehler nicht in dem Bereich, an dem man gerade gearbeitet hat, sondern in der Umgebung, ob das die benachbarte noch freie Leinwandfläche ist oder eine irritierende Farbe. Manchmal reicht es, den Farbton der Nebenfläche zu verändern, und schon sieht man den vermeintlichen Fehler nicht mehr als Fehler.
Die Farben wirken aufeinander. Der Simultan-Kontrast ist allgegenwärtig: Unser Auge erzeugt von alleine gleichzeitig (simultan) zur gesehenen Farbe die Komplementärfarbe (also die gegenüberliegende Farbe im Farbkreis). Egal, in welchem Zusammenhang eine Farbe wahrgenommen wird, wird die Komplementärfarbe gleichzeitig mitgesehen. Da eine Farbe im Bild jedoch nie isoliert gesehen wird, findet automatisch einen gegenseitige Beeinflussung statt und eine veränderte Farbempfindung ist normal. Praktisch bedeutet dies, dass derselbe Farbton aufgrund eines unterschiedlichen Farbumfelds anders empfunden wird (aus: “Farbenlehre easy” von Monika Reske).
Jede Farbe verändert sich mit ihrer Umgebungsfarbe ‒ das ist das Prinzip der simultanen Farbwahrnehmung. Auch beim Farbenmischen aufpassen: Die gemischte Farbe auf der Farbpalette wirkt immer anders als auf dem Bild.
Das Bild zwischendurch immer wieder auf den Kopf stellen oder im Spiegel betrachten ‒ da erkennt man sofort Unstimmigkeiten. Zwei, drei Tage Pause machen, nicht am Bild arbeiten, stattdessen an einem anderen Bild weiterarbeiten. So entkommt man dem „Tunnelblick“.
Wenn man die Augen leicht „zuzwickt“, wird das Bild unscharf, wird „komprimiert“, es „wächst zusammen“. Dadurch lassen sich Disharmonien auch leichter erkennen. Eine einfache Kontrolle ist, wenn man das Bild mit dem Handy fotografiert und das Foto auf dem kleinen Display betrachtet. Durch die Verkleinerung sieht man sofort, wo etwas verändert werden sollte.
Immer wieder zwischendurch ein paar Schritte von der Leinwand weggehen, sich die Malerei aus der Entfernung ansehen, das Bild auf sich wirken lassen. So vermeidet man „pingeliges“ Arbeiten.
Die einzelnen Arbeitsschritte zu fotografieren ist eine schöne Dokumentation der Entstehung des Bildes und hilft bei späteren Bildern als Referenz.